Netzwerktreffen 2016

Das zweite Netzwerktreffen von aktivistin.ch fand dieses Jahr in der alten Kaserne Zürich mit dem Thema „Care – Chancen, Arbeit, Räume, Existenz“ statt. Rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer lauschten, diskutierten und tauschten sich aus.

Care-Arbeit wurde als Thema für das diesjährige Netzwerktreffen ausgewählt, um die Arbeit in den Bereichen Haushalt, Kindererziehung, Pflege von alten und kranken Menschen uvm. zu thematisieren, die noch immer mehrheitlich von Frauen ausgeübt und organisiert wird, die dafür schlecht oder gar nicht entlöhnt werden. Die damit verbundenen sozialen Ungleichheiten in einem kapitalistischen System sowie die psychische Gesundheit der Pflegenden ist eines der aktuellsten Themen in der Gleichstellungsdebatte und bewog uns dazu, das Thema an unserem Netzwerktreffen mit einem Vortrag und Workshops zu durchleuchten.

Der Nachmittag wurde von aktivistin.ch mit einer Begrüssung und einem kurzen Rückblick auf das Wirken unseres Kollektivs seit der Gründung am 14. Juni 2015 eröffnet. Im Anschluss lieferte unsere Gastrednerin Prof. Dr. Gabriele Winker, Sozialwissenschafterin und Professorin für Arbeitswissenschaft und Gender Studies an der Technischen Universität Hamburg-Harburg, einen Input zu „Care Revolution – Krise der sozialen Reproduktion“. Während ihres Vortrages beschrieb sie diese Krise der sozialen Reproduktion im Neoliberalismus und verglich sie mit der Finanzkrise. Im ihrem Buch „Care Revolution – Schritte in eine solidarische Gesellschaft“ wird vertieft auf die Organisation der Care-Arbeit im neoliberalen Kapitalismus eingegangen und Lösungsansätze zur Reorganisation der Care-Arbeit vorgelegt (Mehr zum Netzwerk Care Revolution).

In einer kleinen Runde auf den mit lila Satin überzogenen Sofas wurden drei verschiedene Projekte vorgestellt. Heidi Witzig und Hanna Hinnen stellten die Grossmütter-Revolution vor und was das Thema Care für ihre Generation bedeutet. Simona Isler erzählte über die Genossenschaft Geburtshaus Simmental-Saanenland Materité Alpine, das als Reaktion auf die Schliessung des lokalen Spitals entstand. Nafissa Saya von der Autonomen Schule Zürich stellte ein Fotoprojekt deren Frauengruppe vor, das Care-Arbeit im Bereich Haushalt sichtbar machen soll.

Nach der Kafi-Pause wurden zwei Workshops angeboten: Der eine Workshop zum Thema „Care Revolution“,  organisiert von Gabriele Winker und aktivistin.ch, der andere Workshop zum Thema „Sexarbeit – Beispiel einer stigmatisierten und prekarisierten Frauen*arbeit“, organisiert von der FIZ – Fachstelle für Frauenhandel und Frauenmigration. In den Workshops wurden verschiedenen Fragen der beiden Themen in Kleingruppen diskutiert und anschliessend im Plenum vorgestellt.

Das Netzwerktreffen 2016 lieferte spannende Inputs, wertvollen Austausch und fruchtbare Vernetzung. Wir bedanken uns bei Nafissa Saya und der Autonomen Schule Zürich für die Einblicke in den Alltag von Migrantinnen*, bei Simona Isler für das Vorstellen der Maternité Simmental-Saanenland im Spannungsfeld zwischen politischen Interessen und Care, bei Heidi Witzig und Hanna Hinnen für Ihr Engagement in der Grossmütter-Revolution und Ihren Beitrag an den generationenübergreifenden Dialog, bei Lucia Tozzi und Anna Schmid für ihre spannenden, lehreichen Einblicke in die Arbeit der FIZ sowie bei Gabriele Winker für Ihren spannenden Vortrag und die Denkanstösse zur Care-Revolution. Weiter bedanken wir uns bei Sascha und Andi für die Kinderbetreuung während des Treffens, bei Claudia und Christina für die Betreuung des Bistros und bei allen Teilnehmenden für ihr grosses Interesse und ihre engagierte Mitarbeit in den Workshops.