Unsere Rede am Women’s March

Wir sind aktivistin.ch

Es freut uns sehr, dass sich so viele für feministische Anliegen interessieren.

Noch vor einem Jahr hat der internationale Frauenkampftag am 8.3. viel weniger Beachtung gefunden und auch die traditionelle Frauen*demo war viel weniger gut besucht als jetzt 2017.

Das hat sicher mit Ereignissen zu tun, wie dem Brexit, der Wahl von Donald Trump und der nationalistischen, rassistischen und sexistischen Politik, die überall, auch in Europa und der Schweiz immer populärer wird. Diese Entwicklung schockt uns unglaublich. Doch dass so viele Menschen, so viele Frauen aufstehen und auf die Strasse gehen, gibt uns auch unglaublich viel Hoffnung.

Häufig wird uns erklärt, dass es den Feminismus nicht mehr braucht. Dass die Gleichstellung erreicht sei. Doch die Realität sieht anders aus:
Frauen* verdienen für die gleiche Arbeit immer noch weniger als Männer.
Frauen* sind häufiger Opfer von sexueller Gewalt und Missbrauch.
Frauen* erhalten kleiner Renten und sind häufiger von Armut betroffen.
Frauen* werden in Werbung und Medien objektiviert.
Frauen* verrichten ein Grossteil der unbezahlten Arbeit.
Diese Liste liesse sich weiter fortsetzen.

Der Neoliberalismus hat uns gelehrt, dass wir unseres eigenen Glückes Schmied*innen sind. Dass wir Frauen* alles erreichen können, wenn wir nur wollen. Und wenn wir das nicht schaffen, seien wir selber schuld. Wir hätten halt mehr arbeiten müssen oder härter verhandeln oder mehr lächeln. Oder weniger lächeln.
Wir von aktivistin.ch sind der Ansicht, dass dahinter Strukturen stecken. Sexistische und patriarchalische Strukturen, die Frauen*  nicht die gleichen Chancen in der Gesellschaft zugestehen. Und da diese strukturelle Benachteiligung uns alle betrifft, betrifft auch Feminismus uns alle:

als Frau*, als Mutter, als Frau* die eine Ausbildung macht, als Frau* die Lohn verdienen muss.
als Frau* einer bestimmten Herkunft und nationalen Zugehörigkeit, als Women of Color, als geflüchtete Frau* , als Frau* ohne Papiere.
Als gesunde Frau*, als Frau* mit einer Krankheit, als Frau* mit einer Beeinträchtigung
als Frau* die liebt und begehrt, egal ob homo-, hetero- oder bisexuell.
Als Trans*frau. Als nicht-binäre Person.
Als Mensch!

Wir wollen Gleichstellung in der Gesellschaft. In allen Bereichen, und dafür kämpfen wir!
Feminismus ist ein politischer Kampf, der auf verschiedenen Ebenen stattfinden muss. In der Parteipolitik, in der Wirtschaft, in den Medien und in der Wissenschaft. Aber auch im Privaten: Wie wir unsere Familien organisieren, wen wir lieben, wem wir zuhören, wie wir uns in unserem Körper fühlen – all das ist feministisch.

In einer kapitalistischen Gesellschaft, die auf Leistung, Individualisierung und Selbstausbeutung beruht, ist es auch ein politischer und feministischer Akt, sich selbst Sorge zu tragen.
Und auch darum geht es bei aktivistin.ch.

Wir schmieden zusammen Pläne, wir färben Brunnen rot und komponieren feministische Liedchen. Wir basteln Transpis und Schilder für die nächste Demo. Und wir essen auch gemeinsam Znacht, trinken Kaffee, Wein und Wasser.  Wir loben uns, wir akzeptieren uns und wir schaffen gemeinsam Utopien für eine besser Welt. All diese Dinge stärken uns für unseren feministischen Kampf!

Wenn wir Frauen* und alle Menschen anfangen genauer hinzublicken und Missstände beim Namen zu nennen. Wenn wir anfangen zu hinterfragen und Erklärungen für Sexismus, Unterdrückung und Ausbeutung zu suchen. Und wenn wir unseren Privilegien und unseren Kämpfe bewusst werden, dann gibt uns das Kraft. Wir sind nicht alleine mit unserer Wut und gemeinsam können wir viel verändern. Wir kämpfen gegen rechtes, sexistisches und rassistisches Gedankengut und gegen ein System, das zu Unterdrückung und Diskriminierung vieler führt.

Wir sind aktivistin.ch. Wer uns kennen lernen will, kann uns auf facebook liken und an unseren Stammtischen und Aktionen teilnehmen.
Wir wünschen euch weiterhin einen schönen und kämpferischen Womens March.

Wir sind viele und wir sind laut und zusammen können wir etwas veränder