NEIN zum antifeministischen Verhüllungsverbot

Die Initiative für ein Verhüllungsverbot ist NICHT feministisch! 

Die Initiant*innen des Egerkinger Komitees geben vor, mit ihrer Verhüllungsinitiative die muslimischen Frauen vor dem Zwang zur Verhüllung und Unterwerfung zu befreien. Sie brüsten sich damit, sich für Freiheit und Selbstbestimmung der betroffenen Frauen einzusetzen.

Aber ACHTUNG, wenn rechte Politiker*innen vorgeben, sich für weibliche Selbstbestimmung und Frauenrechte einzusetzen, dürfen wir ihnen nicht glauben! 

Screenshot Webseite www.donnefemmesfrauen.ch

Gewiss gibt es weltweit Frauen, die gezwungen werden, die Burka / den Niqab zu tragen. Wir finden es allerdings problematisch, die Vollverschleierung auf Zwang zu reduzieren. Das hinter der Initiative stehende patriarchale Frauenbild ist entlarvend. Es sieht die zu befreienden muslimischen Frauen als hilflose, ungebildete und rückständige Geschöpfe, die sich ihren Männern unterwerfen. Der Islamwissenschaftler Andreas Tunger-Zanetti und sein Team zeichnet für die ca. 20 bis 37 Nikab-Trägerinnen in der Schweiz ein anderes Bild. Nikab-Trägerinnen in der Schweiz sind «mehrheitlich in Westeuropa aufgewachsen, gut ausgebildet und durchaus fähig und willens für sich selber zu sprechen.» (vgl. https://unser-recht.ch/wp-content/uploads/2020/12/2020-12-30-Tunger-Zanetti-Gastbeitrag-Unser-Recht.pdf). Die französische Soziologin Agnès de Féo, die sich seit vielen Jahren wissenschaftlich mit dem Phänomen der Vollverschleierung befasst, hat herausgefunden, dass erst die politisch angestossene gesellschaftliche Debatte zur Vollverschleierung im Jahr 2009 die Zahl der Nikab-Trägerinnen in Frankreich erheblich erhöht hat. Aufgrund der Debatte und des daraus resultierende Verbots haben sich junge Frauen erst dafür entschieden, die Vollverschleierung zu tragen. Es handle sich dabei auch «um junge Rebellinnen, die offen sagten: weil er verboten ist, muss ich ihn tragen. Weil das Symbol geächtet wird, muss ich mich dazu bekennen» (vgl. https://www.republik.ch/2021/02/16/der-nikab-ist-nicht-das-zeichen-der-unterwerfung-sondern-eine-revolte).  

Sicherlich kann die Vollverschleierung als patriarchale Verfügungsmacht über den weiblichen Körper gesehen werden. Aber genau das tut auch das Verschleierungsverbot: es will in unserer Verfassung festschreiben, welche Kleider ein Frauenkörper nicht tragen darf. Einmal mehr wird der Frauenkörper dazu genutzt, Politik zu machen und die eigenen Interessen und Ansichten durchzusetzen. Damit wird das Patriarchat aber nicht bekämpft, sondern festgeschrieben. Agnès de Feo kritisiert, dass nicht die Männer in die Verantwortung genommen werden: «Warum verbietet man nicht diese Bartrasur oder die entsprechenden Kleidungs­stücke für die Männer, wenn man findet, die Symbole des Salafismus seien so unerträglich, dass sie im öffentlichen Raum nicht auftauchen dürfen?» Schon immer wurde und wird der Körper der Frau politisch missbraucht. Egal ob es um Mutterschaft, Abtreibung oder Kleidung geht. Konservative Politiker*innen mit rückständigen Wertvorstellung wollen über Frauen und ihre Körper bestimmen. Wir wehren uns dagegen und stimmen NEIN am 07. März!  

Das Frauen*komitee gegen die Burka-Initiative sammelt Statements zum NEIN. Mach auch mit: www.donnefemmesfrauen.ch