Ich war nach langer Zeit wieder single, und hatte mir sogleich Tinder heruntergeladen. Gleich mein erstes Treffen schien ganz gut zu laufen. Er schien ein sehr netter Typ zu sein, ich hab viel gelacht, viel erzählt und wir hatten echt einen netten Abend. Ich sah allerdings nicht besonders viel Potential für die Zukunft, da ich ein paar Wochen später für längere Zeit ins Ausland gehen wollte.
Als ich dann schliesslich weg war, schrieb er mir ständig, obwohl ich mich sehr selten zurückmeldete. Ich hatte eben ein neues Leben woanders und um Kontakt mit ihm zu halten, war er mir nicht wichtig genug.
Als ich
nach einem halben Jahr zurückkam, war unser Kontakt wieder etwas
intensiver. Für mich war er ein Bekannter, den ich ab und zu traf.
“Zufälligerweise” traf ich immer wieder auf Vorträgen und bei
öffentlichen Diskussionen auf ihn. Nach denen er mich abfing und ein
Gespräch anfing ganz egal ob ich Zeit und Lust darauf hatte. Als das
immer öfter passierte, fing es an mich zu stören und ich vermied solche
Situationen.
Er fing an bei allen Events aufzutauchen, bei denen ich
auch war. Da ich an einem davon selber mitarbeitete und wenig Zeit
hatte, er aber sonst niemanden dort kannte, stellte ich ihn meinen
Freund*innen vor. Er meinte zu Ihnen, ich sei seine Freundin. Wir hatten
derlei nie besprochen, wir hatten nie gefickt, wir hatten uns nie auch
nur geküsst oder darüber geredet dass wir uns derlei vorstellen können.
Ein
Mann, den ich kaum kannte und um den ich mich nicht sonderlich bemühte,
hatte sich also herausgenommen über meinen Beziehungsstatus zu
entscheiden. Ganz ohne mich zu fragen. Ich war wahnsinnig wütend. Wusste
aber nicht wie ich damit umgehen sollte. Und schrieb ihm schliesslich
eine lange Nachricht darüber, warum das ganz und gar nicht ok sei und
was er sich eigentlich einbildete.
Er verstand es nicht. Er sah keinen Fehler in dem, was er gemacht hatte. Er sagte, er sei wohl einfach zu nett zu mir gewesen.
– Anonym, weiblich, 26