Seit
7 Jahren wohne ich nicht mehr daheim. Und ich suche noch immer danach.
Nach dem sicheren Zuhause, das anscheinend jede*r hatte.
Meine
Beziehungen starten immer schön: mit viel Zuneigung und Hoffnung. Und
enden immer in grausigen Szenarien: mit Angst, Schreien, Kontrolle und
ganz vielen verwirrenden Gefühlen. Irgendwann kommen die Erinnerungen an
früher, die alten Verhaltensweisen, der Kontrollverlust, das
Überreagieren, das Gefühl dass man das nie hinbekommt.
Es ist
hässlich, wenn man selbst als erwachsener Mensch nicht weiss, wie Liebe
oder ein Zuhause funktioniert. Ich kannte das von daheim nicht, wie man
sich gegenseitig stützt , wie man einander respektiert, wie man Grenzen
erkennt und einhält, wie man bekommt was man braucht, wie man gibt was
gebraucht wird. Und ab einem gewissen Alter lernt man es eben nicht mehr
so leicht, und selbst mit psychotherapeutischer Unterstützung ist es
schwer.
Daheim war es meist ok, wenn mein Vater nicht da war. Wenn er aber (meist betrunken) von der Arbeit heimkam, war es ein ständiges Gehen auf Eierschalen. Man konnte nichts für seine Stimmung, aber man musste auf jeden Fall bezahlen, wenn sie nicht so gut war.
Einmal
hatte ich keine Lust meine Hausaufgaben gleich nach der Schule zu
machen. Er schrie mich an, am Schluss lag ich weinend und mit rotem
Gesicht am Boden. Ich weiss nicht, was ich falsch gemacht habe.
Wahrscheinlich nichts. Ich hätte es nicht besser machen können. Ausser
vielleicht indem ich nicht da wäre, nichts sage, nichts brauche….
Einmal
hatte ich ein Messer am Tisch fallen lassen. Als er mich angeschrien
und ich widersprochen habe und damit “drohte” mir Hilfe zu holen, hat er
mich grün und blau geschlagen. Meine Mutter meinte ich solle ihn nicht
provozieren und erst recht solle ich nicht die Familie kaputt machen,
indem ich jemandem davon erzähle.
Es ist verrückt, wenn man als junger Mensch sich seiner Unversehrtheit und seines Wohlbefindens nicht sicher sein kann. Es ist vor allem verrückt, wenn das wegen eines Menschen ist, der sagt, dass er einen liebt. Es ist verrückt, dass Kinder dem Gutdünken ihrer Eltern überlassen sind. Es ist verwirrend, es bleibt verwirrend, es braucht Zeit zu heilen, verdammt lange.
-Anonym